Wussten Sie, dass… Grundschulen Austausche mit Schulen aus dem Nachbarland organisieren oder das die Hochschule Saxion in Enschede eine euregionale Strategie entwickelt hat und so auch viele Studierende aus Deutschland anzieht? Wir haben mit Barbara Verbeek vom Projekt „Euregionale Doorlopende Leerlijn“ (Euregionale Bildungskette) über Internationalisierung im Bildungsbereich gesprochen.
Kurze Vorstellung:
Ich bin Barbara Verbeek, Senior Beraterin für das Thema Bildung mit Schwerpunkt auf Internationalisierung im Bildungsbereich. Ich arbeite mittlerweile 18 Jahre bei der Gemeente Enschede in verschiedenen Funktionen, aber seit fünf Jahren beschäftige ich mich mit diesem Thema und der Zusammenarbeit mit Deutschland. Internationalisierung ist nämlich das, wofür mein Herz schlägt. Ich habe Internationale Beziehungen in Utrecht studiert und dachte mir vor ein paar Jahren: Ich würde das gerne wieder aufgreifen. Im Rahmen des Themas „Internationalisierung im Bildungsbereich“ bin ich die Projektleiterin für das Projekt „EDL“ (Euregionale Doorlopende Leerlijn, Euregionale Bildungskette). Ich erzähle Ihnen gerne mehr darüber!
EUREGIO: Wann ist Ihr Interesse für die internationale Zusammenarbeit geweckt worden?
Barbara Verbeek: Das Interesse bestand schon immer. Neue Kulturen kennen zu lernen finde ich sehr interessant und es bereichert mich. Ich bin viel gereist, ich habe viele verschiedene Kulturen kennengelernt und dadurch habe ich viel gelernt. Als Mensch bin ich daran gewachsen. Ich habe die verschiedenen Hintergründe von Menschen aus unterschiedlichen Kulturen kennengelernt. Diese sind nie richtig oder falsch, doch wenn man zusammenarbeiten möchte, ist es hilfreich, wenn man die Kultur des anderen kennt oder kennenlernt.
EUREGIO: Was bedeutet es für Sie, in der Grenzregion (oder in einer internationalen Region) zu leben?
Barbara Verbeek: Ich wohne in Enschede und habe Verwandtschaft in Deutschland, also ist für mich die Internationalisierung ganz nah. Bei „international“ muss man nicht nur an weit entfernte Orte und an schöne Strände denken. Für uns bedeutet das auch, dass man innerhalb von einer Viertelstunde mit dem Auto ins Ausland fahren kann. Die Kultur ist dann auch sofort anders. Ich bin der Meinung, dass unsere Region dadurch bereichert wird und sie attraktiv macht. Wir leben in einem internationalem Gebiet und das bietet Chancen. Mit dem EDL-Projekt habe ich diese ergriffen und im Bildungsbereich umgesetzt.
EUREGIO: Was ist das Bildungsprojekt EDL?
Barbara Verbeek: Das Projekt ist durch das Interesse für die euregionale Bildung in der Region entstanden. Euregionale Bildung bedeutet, dass Kinder und Jugendliche, die in der „Euregio“ wohnen, also in der Grenzregion zwischen den Niederlanden und Deutschland, die Sprache und die Kultur des Nachbarlandes kennenlernen.
Auf beiden Seiten der Grenze haben verschiedene Grundschulen, weiterführende Schulen und Berufskollegs, Hochschulen und Universitäten Initiativen für euregionale Bildung ins Leben gerufen. Zum Beispiel organisieren Grundschulen Austausche mit Schulen aus dem Nachbarland, die Hochschule Saxion hat eine euregionale Strategie entwickelt und die Kunstakademie Enschede (AKI) sowie die Universität Twente ziehen auch viele Studierende aus Deutschland an.
2020 hat die Gemeente Enschede in Zusammenarbeit mit der EUREGIO, der Saxion und der Provinz Overijssel eine Untersuchung gestartet: Was ist eigentlich euregionale Bildung? Wie können wir diese gemeinsam gestalten und wie können wir letztendlich auf eine euregionale Bildungskette hinarbeiten? Also ein Lehrplan, in dem Kinder während ihrer gesamten Schulzeit euregionale „Kompetenzen“ entwickeln und für einen Job in der gesamten Euregio – auch jenseits der Grenze – vorbereitet sind? Wir haben einen Maßnahmenplan entwickelt, an dem wir nun mit Partnern aus der „Triple Helix“ (Bildungsbereich, Unternehmen und Politik) in der gesamten Euregio intensiv arbeiten. Also aus den Niederlanden und Deutschland.
Ein wichtiger Meilenstein war, dass wir im letzten Jahr, während der Grenzlandkonferenz in Enschede, einen Workshop zum Thema Bildung führen konnten. Dort waren Menschen aus ganz Nordrhein Westfalen und den Niederlanden anwesend.
EUREGIO: Es handelt sich also um ein Projekt in dem niederländische und deutsche Kolleginnen und Kollegen zusammenarbeiten. Welche kulturellen Unterschiede erleben Sie dabei?
Barbara Verbeek: Mit dem Projekt betreiben wir Pionierarbeit. Wir Niederländer sagen häufig: Wir entscheiden uns für das eine und am nächsten Tag entscheiden wir uns für das andere. Unsere deutschen Kolleginnen und Kollegen sind da ganz anders. Sie sagen eher: Ich werde erst mitmachen, wenn klar ist, was wir tun werden. Aber wenn sie einmal „ja“ sagen, dann meinen sie das auch so und man kann sich auf sie verlassen. Mit der Kreativität der Niederländerinnen und Niederländern und der Zuverlässigkeit und Stabilität der Deutschen erzielen wir gemeinsam tolle Ergebnisse – wenn man einander nur versteht.
EUREGIO: Worauf arbeiten Sie mit dem Projekt EDL hin?
Barbara Verbeek: Mit dem Projekt möchten wir Jugendlichen aus der Grenzregion die Möglichkeit bieten, die sogenannten euregionalen Kompetenzen zu erlernen. Das Lernen der Sprachen und das Kennenlernen der Kultur über die Grenze hinweg ist eine Bereicherung und erhöht die Chancen für junge Menschen aus unserer Grenzregion auf einen Arbeitsplatz, der gut zu ihnen passt – auch wenn dieser jenseits der Grenze liegt. Aber ich bin auch davon überzeugt, dass wenn man die Kultur des Nachbarlandes kennenlernt, dass man sein ganzes Leben davon profitiert – egal mit welchen Ländern man in der Zukunft zusammenarbeitet. Und der Arbeitsmarkt wird immer internationaler werden. Wenn wir mit dem EDL-Projekt Jugendliche aus unserer Region die Chance bieten können, auch auf der anderen Seite der Grenze zu arbeiten und sie ihren Horizont erweitern, dann sind das tolle Ergebnisse.
EUREGIO: Mehr über euregionale Bildung?
Barbara Verbeek: Mit viel Energie und Engagement haben wir eine Plattform entwickelt. Ich bin stolz darauf, dass wir das zusammen mit unseren Partnern erreicht haben. Möchten Sie mehr über das EDL-Projekt wissen? Können Sie uns helfen das Netzwerk für „euregionale Bildung“ zu erweitern – kennen Sie zum Beispiel Schulen die sich anschließen könnten oder ein Unternehmen, das Praktikantinnen und Praktikanten aus dem Nachbarland ausbildet? Dann nehmen Sie Kontakt mit der Projektleiterin Barbara Verbeek auf.
Nehmen Sie Kontakt mit der Projektleiterin Barbara Verbeek auf.