Am 21. Februar 2022 stattete die niederländische Staatssekretärin für Infrastruktur und Wasserwirtschaft, Vivianne Heijnen, der Region Twente einen Arbeitsbesuch ab, bei dem der Schienenverkehr im Mittelpunkt stand. Sie informierte sich vor Ort über die Chancen und Möglichkeiten der grenzüberschreitenden Bahnverbindung Zwolle-Twente-Münster. Unter anderem besuchte sie den Bahnhof Enschede, wo derzeit zwei Prellböcke auf den Gleisen eine Durchgangsverbindung blockieren. Vertreter des TwenteBoards, der Provinz Overijssel, der Region Zwolle und der EUREGIO appellierten an die Staatssekretärin, die grenzüberschreitende Bahnverbindung zu ermöglichen und ihre finanzielle und politische Unterstützung zu bekunden.
Im Rathaus von Enschede wurde Staatssekretärin Heijnen von den Bürgermeistern von Enschede und Gronau, Roelof Bleker und Rainer Doetkotte, empfangen. Außerdem nahmen Tijs de Bree, Abgeordneter der Provinz Overijssel, Wim Boomkamp, Vorsitzender des TwenteBoards, Gerard Gerrits, Beigeordneter von Hengelo, Richard Korteland, stellvertretender Vorsitzender der Region Zwolle, und Dinand de Jong, stellvertretender Geschäftsführer der EUREGIO, teil. Die Staatssekretärin wurde über die regionalen und europäischen Ambitionen für die Bahnverbindung Zwolle-Münster informiert. Zurzeit gibt es zwei Bahnverbindungen zwischen Zwolle und Münster, die sich in Enschede treffen. Nur durch zwei Prellböcke voneinander getrennt, treffen die Züge aus Zwolle einerseits und Münster andererseits dort aufeinander. Ziel des EuregioRail-Projekts ist es, die beiden Verbindungen zu verknüpfen und so eine direkte Verbindung zu schaffen.
Ein notwendiger Schritt erfordert Eile
Eine technische Studie im Auftrag von EuregioRail hat im vergangenen Jahr ergeben, dass für 100 Millionen Euro nicht nur die Züge aus Zwolle und Münster miteinander verbunden werden können, sondern auch der Zug aus Dortmund weiter nach Hengelo fahren kann. Dies ist eine geringe Investition für eine Infrastrukturaufrüstung dieser Größenordnung. Ein wesentlicher Teil der Investition, 30 Millionen Euro, entfällt auf die deutsche Seite.
Die Dringlichkeit, diese Möglichkeit zu nutzen, ist groß: Die Kapazitätsgrenzen auf dem deutschen Streckenteil sind erreicht. Damit dort zukünftig elektrische Doppelstockzüge fahren können, wird die Strecke zwischen Gronau und Münster elektrifiziert. Das macht ein Handeln auf niederländischer Seite erforderlich: Damit die Züge auch weiterhin bis Enschede durchfahren können, muss der grenzüberschreitende Abschnitt ebenfalls mit einer Oberleitung ausgerüstet werden. Nur so kann die Verbindung aufrechterhalten und die Grundlage für eine Verlängerung bis nach Zwolle geschafften werden. Reagiert die niederländische Seite nicht auf die Entwicklungen an deutscher Seite, können die geplanten elektrischen Doppelstockzüge aus Münster ab 2028 nicht mehr nach Enschede weiterfahren. Die Staatssekretärin wurde daher gebeten, die finanzielle Unterstützung auf niederländischer Seite für diesen ersten Schritt zuzusagen.
Einbindung in das europäische TEN-V-Netz
Die Staatssekretärin wurde auch gebeten, die Unterstützung ihres Ministeriums für die Aufnahme der Eisenbahnverbindung Zwolle-Münster in das Comprehensive Network des europäisches TEN-V-Netzes zuzusagen. Dieser Schritt ist Voraussetzung für die Beantragung eines europäischen Zuschusses, der bis zu 40 % der Realisierungskosten für die Durchgangsleitung finanzieren kann. Die Verhandlungen über die Überarbeitung des Netzes sind in vollem Gange, die Mitgliedstaaten wollen ihren Standpunkt bis zum 2. Juni 2022 festgelegt haben, auch hier ist also Eile geboten. Die niederländische, aber auch die Unterstützung der Bundesregierung, für die Aufnahme in das Netz liegt im Interesse der beiden Länder, da der europäische Zuschuss die nationalen Realisierungskosten erheblich senken kann.
Bahnhof Enschede
Teil des Arbeitsbesuches war ein Besuch des Bahnhofs Enschede. Dort, zwischen den Prellböcken, dem Elektrozug aus Zwolle und dem Dieselzug aus Deutschland, zwischen den Eingangstoren am Bahnsteig die die niederländischen und deutschen Züge trennen, sah die Staatssekretärin mit eigenen Augen, welche Hindernisse einer durchgehenden grenzüberschreitenden Bahnverbindung im Wege stehen. Während des Arbeitsbesuchs bestätigte sie die Bedeutung der grenzüberschreitenden Eisenbahnverbindungen. Die Bedeutung der Verbindung für die Region wurde durch die Anwesenheit des Young Twente Boards unterstrichen, junge Menschen, die sich für die Zukunft von Twente engagieren und als beratendes Gremium des Twente Board fungieren.
v.l.n.r.: Bürgermeister von Enschede Roelof Bleker, Abgeordnete von Overijssel Tijs de Bree, stellvertretender Geschäftsführer der EUREGIO Dinand de Jong, Staatssekretärin Vivianne Heijnen, Beigeordnete von Hengelo Gerard Gerrits, Bürgermeister von Gronau Rainer Doetkotte, Bürgermeister von Meppel und stellvertretender Vorsitzender der Regio Zwolle Richard Korteland. Die Staatssekretärin zwischen den Prellböcken im Bahnhof Enschede, im Hintergrund der Zug nach Zwolle. (foto: © EUREGIO)