Seit 2015 engagiert sich die Koordinierungsstelle für den Deutsch-Niederländischen Austausch bei der Bezirksregierung Münster für den Aufbau nachhaltiger Bildungsnetzwerke in der Grenzregion. Als assoziierter Partner im Projekt „Euregionale Bildungskette“ (EDL) vernetzt sie Schulen, unterstützt den Nachbarsprachenunterricht und zertifiziert Euregioprofilschulen. Im Interview beleuchten wir, wie die Koordinierungsstelle den Austausch zwischen Schulen und Fachkräften fördert, welche grenzüberschreitenden Erfolge sie bereits erzielt hat und welche Bedeutung das Zertifikat „Euregioprofilschule“ für Schulen und Schüler in der Region hat.
Uta Maria Cyprian ist seit der Einrichtung der Koordinierungsstelle für den Deutsch-Niederländischen Austausch im Jahr 2015 eine wichtige Ansprechpartnerin für grenzüberschreitende Bildungskooperationen bei der Bezirksregierung Münster. Dort hat sie maßgeblich dazu beigetragen, Schulen und Fachkräfte in der Region zu vernetzen und den Nachbarsprachenunterricht zu fördern. Zudem unterstützt sie Lehrkräfte mit regelmäßigen Fortbildungen und Netzwerktreffen und stärkt durch ihre Arbeit das Bewusstsein für die Chancen der Grenzregion bei Schülerinnen und Schülern.
Welche Rolle spielt die Bezirksregierung Münster im Rahmen des Projekts „Euregionale Bildungskette“ (EDL) und welche Ziele verfolgt sie als assoziierter Partner?
Uta: Die Koordinierungsstelle sieht sich in ihrer Rolle als assoziierter Partner als aktives Bindeglied zwischen der Projektleitung und den verschiedenen Schulformen im Regierungsbezirk Münster. Darunter fallen der allgemeine Informationsaustausch und die Rolle als Ansprechpartner bei konkreten Beratungs-Anfragen (Aufbau von Partnerschaften / Einführung des Nachbarsprachenunterrichts / Begleitung der Erweiterung des bestehenden Netzwerkes …). Mit unter anderem diesen Schwerpunkten ist die Koordinierungsstelle einbezogen in das Beratungskonzept des Expertisezentrums bei der Hogeschool Saxion in Enschede.
Zudem leitet die Koordinierungsstelle die Zertifizierungskommission für die Vergabe des Labels „Euregioprofilschule“ für die Bezirksregierung Münster.
Die Koordinierungsstelle für den Deutsch-Niederländischen Austausch wurde 2015 bei der Bezirksregierung eingerichtet. Welche Fortschritte konnten seitdem bei der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit im Bildungsbereich erzielt werden?
Uta: Die Koordinierungsstelle war Partner im Interreg-Projekt „Spreek je buurtaal“ und hat sich innerhalb dieses Projekts in verschiedenen Arbeitsgruppen eingebracht. Besonders intensiv wurde hier die Zusammenarbeit der Schulen auf beiden Seiten der Grenze (Partnerschulen) stimuliert und gefördert. Aus diesem Projekt bestehen noch viele grenzüberschreitende Aktionen und Treffen.
Auf Initiative der Koordinierungsstelle entstand vor einigen Jahren das euregionale Lesebuch „Vis-à-Vis“ über die EUREGIO. Dieses Buch existiert nun digital auch auf Niederländisch, sodass Partnerschulen auch gemeinsam Themen bearbeiten oder außerschulische Lernorte besuchen können.
Auch die von der Koordinierungsstelle entwickelten und herausgegebenen bilingualen Museumsmodule fördern grenzüberschreitende Erfahrungen und Begegnungen.
Ein sehr großer Erfolg ist natürlich die Zertifizierung von nunmehr 40 Euregioprofilschulen (seit 2020). Hierzu später mehr …
Ein Schwerpunkt der Bezirksregierung Münster liegt auf der Förderung der niederländischen Sprache und Kultur an Schulen der Grenzregion. Wie trägt die Koordinierungsstelle konkret dazu bei, die Vernetzung zwischen Schulen zu stärken und das Interesse an der niederländischen Sprache zu fördern?
Uta: Die Koordinierungsstelle organisiert mit großer Unterstützung der Nederlandse Taalunie jährlich methodisch-didaktische Fortbildungen für die Lehrkräfte im Regierungsbezirk, die die Professionalisierung des Nachbar- und Fremdsprachenunterrichts Niederländisch vorantreiben. Durch die Leitung des Arbeitskreises-Niederländisch für die Sekundarstufe wird das Netzwerk der Fachkräfte ausgebaut und gefestigt. Ein reger Austausch mit Blick auf „best practice“ ist somit halbjährlich gewährleistet.
Halbjährlich finden zudem Netzwerktreffen mit Vertretern aller Schulformen statt, in denen besonders grenzüberschreitende Themen im Vordergrund stehen. Diese Inhalte werden durch die Netzwerkpartner in alle Schulformen hineingetragen und verbreitet.
Der Hauptteil aller Inhalte und Projekte, die die Koordinierungsstelle initiiert und plant, beziehen sich darauf, die drei Säulen des Euregioprofils zu stärken und zu fördern.
Gemeinsam mit der Nederlandse Taalunie und der EUREGIO zeichnet die Bezirksregierung seit 2020 Euregioprofilschulen aus. Welche Bedeutung hat dieses Zertifikat für Schulen, und wie fördert es das Bewusstsein für die Chancen, die die Grenzregion den Schülerinnen und Schülern bietet?
Uta: Das Zertifikat Euregioprofilschule soll Anerkennung und Aushängeschild zugleich für vorbildliche langfristige Bemühungen zur Erziehung eines euregionalen Bewusstseins sein. Für die Kultur und Sprache des Nachbarn sensibel zu sein, steigert nicht nur das gegenseitige Verständnis in einer Grenzregion, sondern ist auch ein wichtiger Faktor für den grenzübergreifenden Arbeitsmarkt.
Die Koordinierungsstelle regelt die Abläufe von der Bewerbungsphase der Schulen bis hin zur Durchführung des jährlichen Euregioprofiltages mit der Zertifizierung der neuen Schulen sowie verschiedener inhaltlicher Angebote für die bestehenden Euregioprofilschulen. Von den dort angebotenen Inhalten profitieren Lehrkräfte im Sinne von neuen Ideen, Material und Wertschätzung ihrer Arbeit, die sie wieder an die Schülerinnen und Schüler weitergeben und dadurch motivieren.
Möchten Sie mehr über grenzüberschreitende Bildungschancen erfahren? Das Projekt „Euregionale Bildungskette (EDL)“, das im Rahmen des europäischen Förderprogramms Interreg VI ausgeführt wird, bietet eine einzigartige Gelegenheit, tiefere Einblicke in grenzüberschreitende Bildungsmöglichkeiten zu gewinnen. Besuchen Sie unsere Projektwebsite für detaillierte Informationen zu aktuellen Aktivitäten der „Euregionalen Bildungskette (EDL)“.