Welche wesentlichen Faktoren Einfluss auf die Instabilität der grenzüberschreitenden regionalen Schienenverbindung zwischen Bielefeld und Hengelo haben, und welche Maßnahmen identifiziert werden können, zeigte die eurobahn beim zweiten großen Treffen mit allen Partnern entlang der Strecke in der Grenzregion Anfang März.
Ende 2022 gab es Gespräche mit Vertretern des Landkreises Grafschaft Bentheim, der Gemeinden Hengelo, Oldenzaal, Losser, Nordhorn und Bad Bentheim, der Bentheimer Eisenbahn, des Zweckverbandes Nahverkehr Westfalen Lippe (NWL), der niederländischen Provinz Overijssel, der Landesnahverkehrsgesellschaft Niedersachsen mbH (LNVG), der EUREGIO und der eurobahn zum Thema Stabilisierung des grenzüberschreitenden Verkehrs entlang der Linie RB 61, welche zwischen Bielefeld und Hengelo verkehrt. Sowohl für die deutschen als auch für die niederländischen Partner ist diese Verbindung von großer Bedeutung für die regionale grenzüberschreitende Mobilität. Am 6. März trafen sich die Partner erneut, um die Lage zu diskutieren und mögliche Lösungen für die oftmals instabilen Betriebsleistungen zu besprechen.
Seit 2018 verkehrt die RB61 zwischen Hengelo und Bielefeld über Bad Bentheim. Dabei musste die eurobahn in den vergangenen Jahren immer wieder auf einen Busnotverkehr zwischen Bad Bentheim und Hengelo zurückgreifen, da die insgesamt acht Mehrsystemfahrzeuge, womit in den Niederlanden gefahren werden kann, technisch sehr störanfällig sind. Auch Personalmangel und ein geringer Spielraum für Verzögerungen im Fahrplan tragen zu der angespannten Betriebslage der Verbindung bei. Aktuelle Streiks im ÖPNV in den Niederlanden verschärfen diese Situation zusätzlich.
Karsten Schulz, Technischer Geschäftsführer eurobahn: „Wir hatten in den vergangenen Jahren viele Rückschläge zu verkraften: Unfälle, Fahrzeug- und Personalmangel haben einen erheblichen Einfluss auf die Zuverlässigkeit gehabt. Dass unsere Fahrgäste hier auch ein Stück Vertrauen verloren haben, ist nachvollziehbar, deshalb möchten wir gerne die Chance nutzen, zu zeigen, dass wir alles bewegen, um den vollen Service zuverlässig anbieten zu können. Auch für uns ist dies ein wenig zufriedenstellender Zustand. Die intensive Arbeit der vergangenen Monate zeigt erste Verbesserungen, dennoch gilt, das schaffen wir nicht allein, sondern dies gelingt nur mit unseren Partnern zusammen. Für jeden von uns, haben Service und Leistung höchste Priorität.“
Joachim Künzel (Nahverkehr Westfalen Lippe): „Der Druck auf das Schienennetz nimmt überall zu. Es ist daher wichtig, alle Register zu ziehen, um sicherzustellen, dass die bestehenden Verbindungen auch in Zukunft funktionieren können. Schließlich wollen wir alle eine nachhaltige und umweltfreundliche Mobilität. Deshalb ist es wichtig, dass wir uns, wie heute, gemeinsam mit allen Partnern in der Region um stabile Lösungen für unsere grenzüberschreitenden Verbindungen bemühen“.
Während des Treffens präsentierte die eurobahn mehrere Rückfallkonzepte für die Verbindung, die der Bahnbetreiber zusammen mit dem NWL und der LNVG analysiert hatte. Gravierende Anpassungen an der Strecke, wie eine eventuelle Brechung der Verbindung an Zwischenbahnhöfen, erwiesen sich aber entweder als infrastrukturell nicht oder kaum machbar und außerdem als unerwünscht für die Attraktivität und Vitalität der Verbindung.
Im Fokus des Folgegespräches stand unter anderem das Thema Fahrzeugverfügbarkeit der von der eurobahn eingesetzten „Flirt-3-Fahrzeuge“, welche für den grenzüberschreitenden Schienenpersonennahverkehr benötigt werden. Hierzu hatte die eurobahn u.a. ein Qualitätsaudit beim Instandhaltungsdienstleister, Stadler-Rail-Service, mit dem Ziel eine Verbesserung der Fahrzeugverfügbarkeit sicherzustellen, durchgeführt.
Die eurobahn konnte eine stabilere Flottenverfügbarkeit entlang der Linie RB 61 in den vergangenen Wochen aufzeigen. Die Verbesserung resultiert unter anderem daher, dass wesentliche und immer wiederkehrende Störungsbilder lokalisiert und in Teilen behoben werden konnten. Gleichzeitig wurden mehr Personale für den Werkstattstandort in Hengelo eingestellt, sowie der Ausbau des Standorts vorangetrieben. Dieser Verbesserungsprozess sollte sich auch in den nächsten Wochen fortsetzen. Im Sommer soll dies zu einer stabilen Qualität auf der Linie führen.
“Sebastian Neustock, Landesnahverkehrsgesellschaft Niedersachen (LNVG): „Die grenzüberschreitende Verbindung liegt auch uns als Aufgabenträger am Herzen. Leider war die Performance in der Vergangenheit für die Fahrgäste alles andere als zufriedenstellend. Wir sehen nunmehr, dass durch die enge Zusammenarbeit und der konkrete Maßnahmenkatalog jede Chance ergriffen wird, um die Qualität auf der Strecke nachhaltig zu verbessern und das Vertrauen der Fahrgäste zurückzugewinnen. Diese Initiative ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung.“
Karsten ten Heggeler Teamleiter Mobilität, Raum und Erreichbarkeit der Provinz Overijssel: „Es ist wichtig für die Grenzregion, dass wir in eine bessere grenzüberschreitende Mobilität investieren. Für die Lebens- und Arbeitsqualität in den grenznahen Gemeinden sind die grenzüberschreitenden Verbindungen mit Deutschland unverzichtbar. Nicht umsonst ist das Interesse der Kommunen an dieser Verbindung auf beiden Seiten der Grenze so groß. Die gute Erreichbarkeit wird im Grenzgebiet besonders geschätzt.“
Die Beteiligten waren sich einig, dass das verloren gegangene Vertrauen der Reisenden zurückgewonnen werden muss. Dies bedeutet eine bessere Kommunikation über die Situation der Verbindung und die vorgesehenen Qualitätsverbesserungen. Unter anderem werden die Bentheimer Eisenbahn und die eurobahn daher zusammenarbeiten, um die Fahrgäste besser über Verspätungen zu informieren und Anschlüsse zu gewährleisten. Außerdem werden sich die Partner Ende 2023 zu einer Evaluierungssitzung treffen, um die Auswirkungen der von eurobahn geplanten Maßnahmen zur nachhaltigen Verbesserung der Verbindungsqualität zu bewerten.
Grenzüberschreitendes Treffen zur RB61 am 6. März in Glanerbrug.