26.3.2024. Für viele Bewohnerinnen und Bewohner in der Grenzregion gehört das Einkaufen im jeweiligen Nachbarland zum Alltag. Aber auch Personen, die einen etwas weiteren Weg haben, nutzen diese Möglichkeit zunehmend. Wie die neueste Studie zum Thema Einkaufsströmungen im Osten der Niederlande, durchgeführt von Ipsos I&O, zeigt, kommen immer mehr Deutsche für ihre Einkäufe in die verschiedenen grenznahen niederländischen Gemeinden. Jedoch hat sich gleichzeitig die Anzahl der Niederländerinnen und Niederländer, die zum Einkaufen nach Deutschland fahren, in den letzten vier Jahren verdoppelt. Somit gewinnt der Markt in den Regionen im Osten der Niederlande zwar durch deutsche „Einkaufs-Touristen“, verliert jedoch auch Umsatz an Deutschland. Offenkundig beobachten die Bürger auf beiden Seiten der Grenze die Preissituation bei verschiedenen Produkten und Waren und richten danach auch ihr Kaufverhalten aus.
Aber woran liegt das, dass es in verschiedenen Bereichen krasse Preisunterschiede gibt, wenn doch eigentlich im EU-Binnenmarkt Chancengleichheit und Wettbewerbsfähigkeit vorherrschen sollten? Zunächst einmal gibt es bereits einen Unterschied bei den Mehrwertsteuern. Während diese in Deutschland bei 19% liegen, sind es in den Niederlanden schon 21%. Andererseits führen nationale Gesetzentwürfe und Regelungen dazu, dass bestimmte Branchen in einem Land eingeschränkt werden, im anderen hingegen nicht. So zum Beispiel in der Tabakbranche. Da die niederländische Regierung anstrebt, die Anzahl an Rauchern im eigenen Land zu senken, ist es ab Juli 2024 nur noch erlaubt, jegliche Art von Tabak in speziellen Tabakfachgeschäften und bis 2030 auch in Tankstellen zu erwerben. Außerdem ist hier der Preis bereits jetzt schon höher als in Deutschland. Auch wenn die Tabaksteuer auch in Deutschland in den kommenden Jahren steigen soll, sind die Produkte dort aktuell noch günstiger als in den Niederlanden.
Dies führt dazu, dass viele Niederländerinnen und Niederländer für ihren Tabakkonsum lieber in das angrenzende Nachbarland fahren und so Geld sparen. Andererseits wird die Situation für niederländische Tabakverkäufer immer schwieriger, bis hin zur endgültigen Schließung ihrer Läden. Dazu kommt noch, dass viele Supermärkte selbst kleine Tabakläden eröffnen wollen, um den Umsatz nicht zu verlieren.
„Wir haben also die Situation, dass wir einerseits im europäischen Sinne den freien Wettbewerb über Grenzen hinweg fördern wollen, andererseits aber nationale Gesetzgebungen eine Chancengleichheit im Wettbewerb durchaus untergraben können“, erklärt EUREGIO-Geschäftsführer Christoph Almering. Vergleichbare Entwicklungen und Phänomene seien in der Vergangenheit auch in anderen Bereichen festzustellen gewesen, etwa bei den Spritpreisen oder hinsichtlich der unterschiedlichen Regelungen bei Dosen- und Flaschenpfand.