Ein halbes Jahrhundert Playmobil – EUREGIO-Kolumne „Grenzglück“

Von Prof. Dr. Gert-Jan Hospers

Als Kind haben Sie vermutlich auch mit Playmobil gespielt. Oder war Lego eher ihr Ding? Den Verkaufszahlen nach zu urteilen, liegt Lego seit Jahren deutlich vor Playmobil. Aber die freundlich lächelnden Spielzeugpüppchen haben weltweit immer noch eine treue Fangemeinde. In diesem Jahr feiert Playmobil sein 50-jähriges Bestehen. Viele wissen, dass der Hersteller der Figuren aus Deutschland kommt. Weniger bekannt ist, dass ein niederländisches Unternehmen, und zwar ein Unternehmen aus der EUREGIO, Playmobil den Durchbruch auf dem Markt verschafft hat.

Doch zunächst zurück zum Anfang. Um 1970 machte der Kunststoffhersteller Brandstätter aus Zirndorf (Bayern) Verluste. Die Nachfrage nach Eimern, Hula-Hoop-Reifen und anderen Kunststoffprodukten des Unternehmens war rückläufig. Um zu überleben, musste Brandstätter sich etwas Neues einfallen lassen. Mit den Zinnsoldaten seiner Jugend im Hinterkopf kam Hans Beck, Leiter der Entwicklungsabteilung, auf die Idee, Spielzeugfiguren aus Kunststoff herzustellen. Er entwarf drei Püppchen – einen Bauarbeiter, einen Ritter und einen Indianer – und taufte seine Kreation Playmobil. Stolz zeigte er die Figuren seinem Direktor. Dieser reagierte skeptisch. Dennoch erlaubte er Beck, das Spielzeug auf der Nürnberger Spielwarenmesse 1974 zu präsentieren.

Auf der Messe war das Interesse an Playmobil zunächst gering. Doch Otto Simon, ein Spielzeugimporteur aus Almelo, erkannte das Potenzial und gab eine Großbestellung für den niederländischen Markt auf. Das weckte das Interesse deutscher Einkäufer, die seinem Beispiel folgten. Mit dem Ergebnis, dass Playmobil innerhalb kurzer Zeit ein Hit wurde. In den folgenden Jahren kamen allerlei neue Figuren auf den Markt, wie Frauen-, Kinder-, Polizei- und Piratenfiguren. Ab 1976 erweiterte Playmobil sein Sortiment um Gebäude und Fahrzeuge, von Schlössern bis hin zu Feuerwehrautos. Das Spielzeug ist in erster Linie für Kinder von 4 bis 12 Jahren gedacht, aber 1990 kam auch Playmobil für jüngere Kinder dazu.

Mittlerweile hat Brandstätter Milliarden von Playmobil-Puppen, Zubehör und Spielsets hergestellt. Neben Zirndorf und zwei weiteren deutschen Produktionsstandorten geschieht dies in der Tschechischen Republik, Spanien und Malta. Auch wenn der Absatz weltweit rückläufig ist, sollte ein halbes Jahrhundert Playmobil nicht unbeachtet bleiben. Und dieses Jubiläum können wir auch in der EUREGIO feiern. Ab dem 13. Oktober 2024 wird das Museum kult – Kultur und lebendige Tradition Westmünsterland in Vreden für ein halbes Jahr zum Anlaufpunkt für Playmobil-Fans. In der Familienausstellung Typisch Westmünsterland zeichnet Diorama Artist Oliver Schaffer mit 5.000 Playmobil-Figuren ein überraschendes Bild des Kreises Borken und der angrenzenden Region Achterhoek. Auch multimediale Geschichten von Bewohnerinnen und Bewohnern der Region werden mit Playmobil-Figuren dargestellt. Und natürlich gibt es im kult einen eigenen Spielbereich, der zum Spielen einlädt. Denn darum geht es schließlich bei Playmobil: die Fantasie der Kinder anzuregen und sie herauszufordern, den Alltag mit den Puppen nachzuspielen.

Aus dem Niederländischen von Marie-Lou Perou.

Foto: © PLAYMOBIL®